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Veranstalter
Dr. Manuel Franzmann
Über genügend „Muße“ zu verfügen ist ein Privileg, das sozialstrukturell sehr ungleich verteilt ist. Einige sehen darin kein Problem, weil sie glauben, dass „Müßiggang aller Laster Anfang“ ist. Aus einer bildungstheoretischen Perspektive, die an Wilhelm von Humboldt anknüpft, stellt es sich jedoch umgekehrt dar. Darin erscheint (selbstbestimmte) Muße als Anfang jedes genuinen Bildungs- und Autonomisierungsprozesses. Ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“, das in bescheidener, aber zum würdigen Leben ausreichender Höhe gewährleistet wäre, würde Allen „Muße“ strukturell verfügbar machen. Vor dem Hintergrund der aktuellen „multiplen Krisen“ von globalem Ausmaß mag dies manchen als sozialromantische Luxusperspektive erscheinen. Jedoch verweist die wachsende Ressentimentbildung in Teilen der Bevölkerung auf das Problem, dass viele Menschen in der sich beschleunigenden gesellschaftlichen Transformation zu wenig (müßige) Freiräume für eine selbstbestimmte (bildende) Auseinandersetzung mit dieser haben. Das Bedingungslose Grundeinkommen könnte sich diesbezüglich sogar als einziger Ausweg erweisen.
Dr. Manuel Franzmann ist Dr. phil. der Soziologie, Magister Artium (M.A.) der Philosophie (Hauptfach), Soziologie und Psychoanalyse (Nebenfächer). Er ist Sozialwissenschaftler & Dozent an der Abteilung Allgemeine Pädagogik des Instituts für Pädagogik der Philosophischen Fakultät der Universität Kiel sowie Mitglied der Study Groups „Rekonstruktive Sozialforschung“ und „Tötungshandlungen im Gesundheitswesen“ am Hanse-Wissenschaftskolleg und Ko-Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Objektive Hermeneutik e.V., Mitherausgeber der Zeitschrift „sozialersinn“ (Zeitschrift für hermeneutische Sozialforschung).
Der Vortrag wird in Zusammenarbeit mit der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft (SHUG) organisiert und findet im Rahmen der landesweiten Langen Nacht der Demokratie statt.